Das Tragen von Kindern
… ist überall auf der Welt üblich oder üblich gewesen.
In dem Buch “Babys in den Kulturen der Welt” vom Gerstenberg-Verlag finden sich ganz beeindruckende Fotos dazu.
In den “westlichen” Ländern ist es seit dem 19. Jahrhundert aus der Mode gekommen, doch seit den 1970er Jahren hat es auch hier wieder Einzug gehalten. Schaut man genauer auf all die Erfindungen und Entwicklungen auf dem Gebiet des Tragens von Babys und Kleinkindern, so muss man feststellen, dass es wahrscheinlich zu keiner Zeit so ausgereift, durchdacht und vor allem auch bequem war, sein Baby zu tragen, wie heute – mit einer großen Auswahl an Tragetüchern, Tüchern mit Extra-Funktionen, Babytragen nach asiatischem Vorbild, Halb- und Vollschnallentragen mit allen möglichen Raffinessen u. a.
Wenn Du Dir ein Bild machen möchte, wie wunderschön und kunstvoll Tragetücher sein können, dann schaue am besten einmal in den Katalog von Wraptrack, wo die allermeisten Tragetuchhersteller mit ihren Modellen gelistet sind. Dann wirst Du sicher auch verstehen, dass es Menschen gibt, die gleich mehrere Tücher haben und diese auch gern mal als Schal oder Poncho tragen 🙂 und denen es schwerfällt, sie nach der Tragezeit wegzugeben, da sie ihnen so ans Herz gewachsen und mit schönen Erinnerungen verbunden sind.
Doch auch im Dschungel der verschiedenen Modelle von Baby- und Kleinkindtragen einschließlich ihrer (oft komplizierten) Bezeichnungen sowie all den verschiedenen Trageweisen kann man sich zurechtfinden, wenn man mit einigen Grundbegriffen vertraut ist. Bei den Bindeanleitungen für 1 Tragling bzw. bei den einzelnen Unterpunkten gehe ich auf all das genauer ein.
Wenn Du noch tiefer in die Materie eintauchen und auch die englischen Bezeichnungen verstehen möchtest, so empfehle ich zusätzlich einen Blick ins Trage-ABC der Firma Schmusewolke, was durchaus zum Schmunzeln geeignet ist.
Vorteile des Tragens
Es ist die natürlichste Art, einen Säugling bei sich zu haben und zu transportieren. Der Mensch gehört zu den Traglingen, genauer gesagt zu den aktiven Traglingen (wie Affen – anders als passive Traglinge, die es sich im Beutel der Mama bequem machen). Anders als ein junges Äffchen schafft es das Neugeborene und auch größere Baby nicht, sich mit eigener Kraft am Tragenden festzuhalten. Aber es macht mit und nimmt seine Beinchen nach oben in eine Spreiz-Anhock-Haltung, wenn es auf die Hüfte des Tragenden hinbewegt wird. Dort sitzt es dann auch in optimaler Haltung, was die Reifung seiner kindlichen Hüftgelenke betrifft. Aber nicht nur das. Die Nähe zu einem anderen Menschen, das ständige Bewegt-Werden, das Überall-dabei-Sein und das Hören des Herzschlags sind für das Baby die Fortführung seiner Erfahrungen im Bauch der Mama, die ihm Geborgenheit und Sicherheit vermitteln. Später sind es die Bewegungen, denen es beim Getragen-Werden ausgesetzt, die ihm wertvolle Impulse zur Entwicklung geben. Von der Brusthöhe des tragenden Erwachsenen aus kann es so viel sehen, bald nach Dingen greifen und sein Interesse an etwas gleich dem Tragenden verdeutlichen, sodass dieser aller erklären kann, was das Baby im Umfeld sieht. Das ist sicher anders, wenn das Baby im Stuben- oder Kinderwagen liegt und in erster Linie an die Decke, in den Himmel oder auf sein Spielzeug schaut. Im Tuch oder in der Trage ist auch Zeit für Liebkosungen. Selbst das Stillen ist während des Tragens möglich, wenn die Umstände es erfordern. Zu guter Letzt ermöglichen die Tragehilfen dem Tragenden, seine Hände frei zu haben, sich hin- und herzubewegen, Treppen zu steigen, im Haushalt und Garten zu arbeiten, Geschwisterkinder zu betreuen u. v. a. m. Viele alltägliche Dinge sind leichter, wenn man nicht zwingend auf einen Kinderwagen angewiesen ist: das Fahren mit Bus, Bahn, Zug; das Gehen in unwegsamem Gelände; das Wärmen des Kindes an einem wirklich kalten Wintertag, das Verreisen mit begrenzter Gepäckkapazität …
Gelegentlich hört man, dass ein Kind nicht getragen werden will. Bei autistischen Kindern ist das durchaus verständlich. Ebenso könnte es sein, dass die Tragetechnik nicht richtig ist und/oder die Tragehilfe für das Kind unbequem ist. Auch ist es möglich, dass das Baby Blockaden/Fehlstellungen im Bereich der Halswirbelsäule hat, sodass es sich nach hinten überstreckt und/oder nur in eine Richtung schauen mag und lieber eine Schonhaltung einnehmen als im Tuch oder in der Trage mit Rundrücken und nach vorn angelehntem bzw. zur Seite gedrehten Kopf sitzen will. In letzterem Fall sollte man seinen Kinderarzt, einen Kinder-Physiotherapeuten oder -Osteopathen zu Rate ziehen, um die Weichen für eine reguläre Entwicklung zu stellen.
Beim Tragen von Frühgeborenen und Kindern mit Beeinträchtigungen empfehle ich in jedem Fall eine professionelle Beratung. Das kann diese Seite trotz der detaillierten Beschreibung aller Bindeschritte nicht leisten.
Trage-Impressionen
Hast Du schöne Fotos von getragenen Kindern: Fotos aus Deinem Umfeld als auch solche, die Du auf Reisen aufgenommen hast, oder Fotos von früher – aus Deiner Kindheit, aus der Kindheit Deiner Eltern- und Großeltern-Generation?
Wenn Du möchtest, dass sie hier veröffentlicht werden, und geklärt ist, dass dadurch keine Rechte Dritter verletzt werden, dann wende Dich gern über das Kontaktformular oder per E-Mail (post(at)bindeanleitungen.de) an mich.