Was Vollschnallentragen ausmacht
Vor allem macht diese Tragen (auch Full Buckle genannt) aus, dass sie ohne Binden und Knoten funktionieren.
Sie haben im Normalfall einen breiten, gepolsterten Hüftgurt mit Blitz- oder Klettverschluss und ein Rückenteil mit extra Kopfstütze, von dem aus zwei in der Regel gepolsterte Träger (Schultergurte) abgehen, die unten entweder mit dem Rückenteil der Trage oder dem Hüftgurt verbunden sind bzw. sich mit Blitzverschlüssen mit diesen verbinden lassen. Diese Träger lassen sich mit Schnallen oder auch paarweisen Ringen in der Länge regulieren. Bei manchen Tragen lassen sich diese Träger nur parallel führen, wobei sie mit einem horizontal verlaufenden Brust- bzw. Rückenband gegen seitliches Wegrutschen von den Schultern fixiert werden (= H-Bindeweise). Bei anderen Tragen lassen sich die Träger auch überkreuzen (= X-Bindeweise), was beim Tragen vorn auf dem Bauch für mehr Komfort sorgt und das Tragen auf der Hüfte ermöglicht.
Im Idealfall lässt sich das Rückenteil in der Größe anpassen. Hierfür haben sich die Hersteller Verschiedenes ausgedacht:
So lässt sich die Höhe verändern z. B. durch das (doppelte) Umschlagen des Hüftgurts, durch Kordelzüge/Zugbänder o. ä. an den Außenkanten, durch Fixierung des überschüssigen Stoffes mittels Knöpfen oder durch einen horizontal verlaufenden Reißverschluss, der Stoff freigibt, wenn er geöffnet ist.
Die Breite unten, also die Stegbreite, lässt sich regulieren z. B. mit Kordeln, die in der passenden Länge verknotet werden, mit Bändern zum Abbinden des Rückenteils in der gewünschten Breite oder mittels Raffung des Stoffes um den Hüftgurt.
Auch bzgl. der Weite am Nacken gibt es Verstellmöglichkeiten. Am verbreitetsten ist der Kordelzug.
Die Vollschnallentragen haben mehrere Vorteile:
Sie sind relativ einfach zu nutzen und lassen ein schnelles Hineinsetzen und Herausnehmen des Kindes zu. Bei ihnen gibt es keine zu langen Tuchbahnen, die herunterhängen oder gar auf dem Boden schleifen. Durch die breiten und geplosterten Hüftgurte verteilt sich das Gewicht des Kindes weg von den Schultern. Gerade beim Tragen vorn und teilweise auch auf der Hüfte ist ein solcher Hüftgurt in der Regel angenehm, bequem und auch nicht einschneidend. Für das Tragen auf dem Rücken gilt das eher dann, wenn das Kind schon größer ist und der Hüftgurt wirklich auf Hüfthöhe, nicht auf Bauchhöhe, sitzt.
Wo es Vorteile gibt, gibt es meist auch Nachteile:
Vollschnallentragen sind nicht so geschmeidig und anschmiegsam wie Tücher. Auch kommen sie nicht ohne Plasteteile aus. Einige Modelle sind noch nicht ab Geburt nutzbar bzw. nicht so variabel anpassbar (und auch anderweitig nutzbar), wie ein Tragetuch es ist. Auch ein zusätzliches Auffächern der Träger-Tuchbahnen um das Kind herum, wie es beim Tragetuch, einigen Meh Dais und Halbschnallentragen für mehr Geborgenheit und eine bessere Gewichtsverteilung sowie Unterstützung der Spreiz-Anhock-Position gern getan wird, ist nicht möglich.
Für Menschen, die Druck am Bauch nicht mögen, ist der breite Hüftgurt vor allem beim Tragen auf dem Rücken störend. Gleiches gilt für Schwangere.
Beim Tragen auf dem Rücken sitzt das Kind oft zu tief, sodass es nicht über die Schultern des Tragenden schauen kann und der Tragende selbst durch den zu tiefen Schwerpunkt ins Hohlkreuz geht.
Bei den H-Bindeweisen auf dem Bauch ist es teilweise schwierig, das horizontal verlaufende Rückenband zu schließen und zu öffnen.
Bei Blitzschnallen und auch Klettverschlüssen sind das Öffnen und Schließen oft geräuschvoll. Bei Blitzverschlüssen muss man zudem darauf achten, dass sich keine langen Haare drin verfangen.
Tragen, bei denen die Träger auf mittlerer Höhe in das Rückenteil einmünden, eignen sich nicht für Babys, die noch nicht frei sitzen können. Für diese ist es nämlich wichtig, ohne Druck auf den Rücken mit Rundrücken in der Trage zu sitzen.
Angesichts der großen Zahl verschiedener Vollschnallentragen ist es mir leider nicht möglich, alle abzubilden bzw. auf alle genauer einzugehen.
Um eine Kaufentscheidung zu erleichtern, möchte ich aber Eigenschaften nennen, die ich als Pluspunkte ansehe:
- Das Rückenteil lässt sich von der Größe her dem Kind anpassen: Höhe, Stegbreite sowie Weite im Nacken sind einstellbar.
- Die Träger einer Trage, in der auch Neugeborene getragen werden sollen, münden in den Hüftgurt bzw. in den unteren Bereich des Rückenteils, nicht auf die mittlere Höhe des Rückenteils. Letztere Funktion ist im besten Fall zusätzlich vorhanden für das Tragen eines etwas größeren Kindes (ab ca. sechs bis acht Monaten).
- Die Trage ist so geschnitten, dass das Baby in optimaler Spreiz-Anhock-Haltung sitzt.
- Die Kopfstütze ist mit ausreichend langen Bändern versehen, sodass der Tragende sie beim Tragen auf dem Rücken ohne fremde Hilfe nach oben ziehen und fixieren kann.
- Die Trage ist vielseitig mit den Optionen von H- und X-Bindeweise, dem Tragen auf dem Bauch, auf dem Rücken und auf der Hüfte.
- Alle Blitzverschlüsse, Trägerenden und die relevanten Bänder (z. B. das Brust- bzw. Rückenband bei H-Bindeweisen) sind in allen Tragepositionen gut erreichbar und lassen sich mit einfachen Handgriffen zusammenstecken und öffnen bzw. festziehen und lockern.
- Die Trage kann leicht auf verschiedene Tragende angepasst werden (sofern mehrere Menschen mit der gleichen Trage tragen).
- Die Träger bzw. Gurte drücken nicht und schneiden nicht ein, weder beim Tragenden noch beim Kind. Die Beinausschnitte sind gepolstert. Kein Bauteil neigt dazu, sich irgendwo zu verklemmen. Brust- bzw. Rückenband lassen sich von der Höhe her so verschieben, dass sie bequem sind. Das Gewicht des Kindes lässt sich durch gekonnte Einstellungen gut verteilen (auf Schultern, ggf. Brust- bzw. Rückenband (bei H-Bindeweise) oder den Rücken (bei X-Bindeweise) und auf den Hüftgurt).
- Die Trage ist – abgesehen von der Polsterung, den Zugbändern, Schnallen und ggf. Blitzverschlüssen – aus natürlichen Materialien gefertigt, am besten aus kontrolliert biologischem Anbau (kbA) und nachgewiesenerweise frei von Schadstoffen.
Auch für das Tragen mit Vollschnallentrage gibt es Tipps und Tricks bzw. offene Fragen:
Welche Gurte zieht man zuerst straff? Wie bekommt man das Baby auf den Rücken? Wo muss man Kind und Träger halten, wenn man die Träger hinten verkreuzt und nun die Blitzverschlüsse schließen will? Was kann man tun, wenn das Baby hinten eingeschlafen ist, die Kopfstütze aber nur schwer zu greifen ist? …
Die entsprechenden Anleitungen sowie Fotos mit unterschiedlichen Modellen von Vollschnallentragen werden nach und nach folgen.